Textilproduktion in Bangladesch: Verantwortung und Engagement
Produktion geht Hand in Hand mit Verantwortung und Verpflichtungen gegenüber den ArbeitnehmerInnen.

Am Montag, dem 5. August 2024, trat die Premierministerin von Bangladesch, Sheikh Hasina, inmitten einer neuen Welle landesweiter Proteste zurück. Auslöser für die seit Wochen eskalierenden Unruhen war die Wut der Bevölkerung über die Quotenregelung für den öffentlichen Dienst. Als Reaktion auf die wachsende Instabilität löste der Präsident das Parlament auf und kündigte in Absprache mit Studierenden, den Streitkräften und verschiedenen politischen Parteien die Bildung einer Übergangsregierung an. Der Nobelpreisträger Muhammad Yunus wurde an die Spitze dieser Regierung berufen, was einen bedeutenden Übergang für das Land darstellte.

Die Verantwortung der Marken in einem unbeständigen Umfeld

In diesem sich rasch entwickelnden politischen Kontext wird von Unternehmen, die in Bangladesch tätig sind, ein höheres Maß an Aufmerksamkeit verlangt. Wie in den Leitprinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGPs) dargelegt, müssen Unternehmen die internationalen Menschenrechte achten und eine kontinuierliche Sorgfaltsprüfung durchführen, um potenzielle Risiken zu mindern. Dies gilt insbesondere in instabilen Zeiten, in denen die Auswirkungen auf ArbeitnehmerInnen und Lieferketten tiefgreifend sein können.

Wir bei Oberalp wissen, dass unsere Verantwortung über die Herstellung hochwertiger Produkte hinausgeht. In Zeiten der Unsicherheit müssen wir mit Integrität und Engagement für Menschenrechte handeln. Wir werden die Entwicklung in Bangladesch weiterhin beobachten, unsere Strategien bei Bedarf anpassen und unsere Verantwortung für den Schutz und die Unterstützung der Arbeiterinnen und Arbeiter, die für unsere Lieferkette unerlässlich sind, wahrnehmen.

Martine Riblan
Social Compliance Specialist
Proaktive Maßnahmen der Oberalp Gruppe

Die Oberalp Gruppe hat sich verpflichtet, eine erweiterte menschenrechtliche Sorgfaltsprüfung (eHRDD) durchzuführen, um die aktuelle Situation in Bangladesch besser zu verstehen, tatsächliche und potenzielle Schäden zu identifizieren und entsprechend den Ergebnissen zu handeln, um sie zu verhindern, zu mildern und zu beheben. Die verstärkten Bemühungen des Unternehmens basieren auf der gemeinsamen Erklärung und den Empfehlungen für verantwortungsvolles Geschäftsverhalten in Bangladesch, die von der Fair Wear Foundation, Amfori, Cascale, Ethical Trade Denmark, Ethical Trade Sweden, Ethical Trade Norway, Ethical Trade Initiative UK, Fair Labour Association und Mondial FNV herausgegeben wurden.

 

 

 

Die Maßnahmen umfassen:

  • Offener und regelmäßiger Dialog mit den Zulieferern: Ständiger Kontakt mit Lieferanten, um Herausforderungen zu verstehen und zu erfahren, wie sich die aktuelle Situation auf ihr Geschäft auswirkt.
  • Lohnzahlung: Es wird sichergestellt, dass alle ArbeiterInnen vollständig und pünktlich bezahlt werden, auch an Tagen, an denen die Fabriken aus Sicherheitsgründen geschlossen sind.
  • Keine Auftragsstornierungen oder Vertragsstrafen: Oberalp verpflichet sich, keine Aufträge zu stornieren oder Strafen gegen Lieferanten zu verhängen, wenn es zu Verzögerungen aufgrund von Fabrikschließungen oder Transportproblemen kommt. Das Unternehmen ist sich bewusst, dass diese Unterbrechungen eine Folge der derzeitigen Unruhen sind.
  • Kein zusätzlicher Druck auf Lieferanten: Es wird darauf verzichtet zusätzliche Forderungen zu stellen, die zu übermäßigen Überstunden für die ArbeiterInnen oder zur Streichung von freien Tagen führen könnten. 
Initiativen zur Unterstützung der Arbeitnehmersicherheit 

Die Teilnahme an Programmen, welche die Sicherheit und das Wohlergehen der ArbeitnehmerInnen in den Vordergrund stellen, werden im Zuge dieser Entwicklungen immer wichtiger. Dazu gehören beispielsweise der International Accord (Internationales Abkommen) und die Employment Injury Scheme (EIS, Regelung für Arbeitsunfälle) Pilot. Diese Initiativen sind von entscheidender Bedeutung für den Schutz der ArbeitnehmerInnen, sowohl im Hinblick auf Prävention als auch auf Abhilfe.

Ein Jahrzehnt nach dem tragischen Rana-Plaza-Unglück im April 2013 ist der Schutz der ArbeitnehmerInnen in Bangladesch nach wie vor unzureichend. Obwohl Bangladesch zu den 20 größten Exporteuren von Konfektionsware (RMG) gehört, gibt es in dem Land immer noch kein Sozialschutzsystem, das internationalen Standards für arbeitsbedingte Verletzungen entspricht.

Diese Lücke hat Oberalp erkannt, und so hat sich das Unternehmen 2023 dem EIS-Pilot angeschlossen. Die Initiative befasst sich mit den inakzeptablen Risiken, welche durch den unzureichenden Schutz bei arbeitsbedingten Verletzungen entstehen. Dies gilt nicht nur für die ArbeitnehmerInnen der Oberalp Gruppe, sondern für alle 4 Millionen Beschäftigten in Bangladeschs exportorientiertem RMG-Sektor. Der EIS-Pilot sieht eine Entschädigung für dauerhaft arbeitsunfähige ArbeitnehmerInnen und auch die Angehörigen von verstorbenen ArbeitnehmerInnen in Form von monatlichen Renten vor. Diese Renten ergänzen die Pauschalbeiträge nationaler Einrichtungen.

Finanziert werden die Renten im Rahmen des EIS-Pilots durch freiwillige Beiträge internationaler Markenunternehmen, darunter auch Oberalp. Das System deckt zusätzlich Unfälle auf dem Arbeitsweg ab und dehnt seinen Geltungsbereich auf alle RMG-Arbeiter aus. Als engagierte Unterstützer sowohl des EIS-Pilotprojekts als auch des internationalen Abkommens bekräftigen wir bei Oberalp unser Engagement für die Sicherheit und den Schutz der ArbeiterInnen in Bangladesch.

Engagement für die Zukunft

Es ist der Oberalp Gruppe ein großes Anliegen, dass sich das EIS-Pilotprojekt in nationales Recht und hin zu einem Teil des Sozialschutzsystems des Landes selbst entwickelt, wofür die Unterschrift weiterer Marken erforderlich ist. Oberalp fordert andere Unternehmen, die aus Bangladesch beziehen, auf, sich anzuschließen – denn nur durch unser gemeinsames Handeln kann ein dauerhafter systemischer Wandel im bangladeschischen RMG-Sektor erreicht werden.